"Die Hose ist so eng, da sieht man deine Cellulite an den Oberschenkeln."
"Du warst aber auch schon mal trainierter."
"Lange Haare stehen dir besser."
"Das Kleid ist aber ganz schön kurz."
"Die Farbe steht dir nicht."
"Der Pullover sieht aus wie ein Kartoffelsack."
"Zeig doch mal mehr Dekolleté, ist besser für's Trinkgeld."
Ich könnte ewig so weitermachen. Aber ich bin müde. Müde von einer Gesellschaft, in der Schönheit und hübsch sein anhand von Äußerlichkeiten definiert wird. Müde von einer Gesellschaft, in der es normal ist, dass Menschen auf ihr Äußeres reduziert werden und dass vom Aussehen auf den Intellekt geschlossen wird. Ich bin müde von einer Gesellschaft, in der Schönheitsideale zu psychischen Störungen führen und in der sexistische Äußerungen auf der Tagesordnung stehen.
Es wundert mich nicht, dass so viele Menschen ein Thema mit ihrem Selbstbild und ihrem Selbstwert haben. Wie soll ich auch lernen, dass ich genau richtig bin, wie ich bin, wenn von klein auf mein äußeres Erscheinungsbild scheinbar mehr zählt, als das, was ich im Herzen bin. Wenn ich Komplimente bekomme, weil mein Kleid heute wieder besonders hübsch oder meine geflochtenen Zöpfe besonders süß sind. Wie soll ich erkennen, wie wertvoll ich bin, wenn jede Zunahme meines Körpergewichtes kritisch angemerkt und jede Abnahme positiv kommentiert wird. Wie soll ich lernen, dass es egal ist, ob ich eine 32, 38 oder 44 trage, wenn die Modeindustrie in den Medien weiterhin mit Size 0 Models wirbt und mir suggeriert wird, dass das der Standard ist? Wie soll ich lernen, dass Schönheit so viel mehr ist, als ein scheinbar makelloser, schlanker Körper, eine hübsche Frisur und das perfekte Make-up?
Wann hat das endlich ein Ende? Wann erkennen wir endlich, dass jeder Mensch schön ist, weil er ist. Dass wir alle schön sind, weil wir sind. Und dass nichts und niemand unseren Wert bestimmt, außer uns selbst.
Wir sind schön. Von jeder kaputten Haarspitze bis zu jeder Bauchrolle. Von jedem blauen Fleck, jedem Kratzer und jeder Narbe bis zu jedem Muttermal. Von jeder kleinsten bis zu jeder größten Kleidergröße. Wir sind schön, weil wir Liebe im Herzen tragen. Wir sind schön, weil wir uns um andere Menschen sorgen und kümmern. Wir sind schön, weil wir lachen und weinen und fühlen. Wir sind schön, weil wir die Regen- und die Sonnentage leben. Wir sind schön, weil wir aneinander glauben. Wir sind schön, weil wir uns füreinander interessieren. Wir sind schön, weil wir füreinander da sind.
Wir sind schön, weil wir weitermachen, auch wenn uns nach aufgeben zumute ist. Wir sind schön, weil wir mutig sind. Wir sind schön, weil wir für Dinge kämpfen, die uns wichtig sind. Wir sind schön, weil wir neugierig sind und uns weiterentwickeln. Wir sind schön, weil wir für uns sorgen. Wir sind schön, weil wir einfach mal nichts tun. Wir sind schön, weil wir gemeinsam verlieren und gewinnen. Wir sind schön, weil wir träumen. Wir sind schön, weil wir leben. Wir sind schön, weil wir einfach nur sind.
Daran sollten wir uns gegenseitig erinnern. Das sollten wir uns gegenseitig sagen. Das sollten wir ineinander sehen. Den Menschen, die Seele, das Herz. Denn all das ist so viel wertvoller als irgendwelche Äußerlichkeiten. All das macht uns schön. Zumindest in meiner Welt.
Hab's fein, deine Ilaria 🤍