Kennst du diese Momente, in denen du dich unentspannt oder gestresst fühlst? Momente, in denen du dir wünschst, einfach mal kurz abzuschalten? Gelingt dir das?Kannst du einfach mal in Ruhe auf dem Sofa sitzen und den Moment genießen? Oder gibt es da diese Stimme in dir, die dir sagt, du müsstest jetzt dringend dies oder das oder jenes tun?
"Ich muss noch ganz dringend die Wohnung putzen."
"Ich muss den Müll rausbringen."
"Ich muss noch XY anrufen."
"Ich muss mich heute noch bewegen."
"Ich muss rausgehen, die Sonne scheint."
"Ich muss noch was unternehmen, es ist ja schließlich Wochenende."
"Ich muss dies, ich muss das, ich muss jenes."
Wenn dir das bekannt vorkommt, wie oft ist es dann vorgekommen, dass du entspannt auf dem Sofa sitzen geblieben bist? Und wie oft ist es vorgekommen, dass die innere Stimme gewonnen und du noch etwas gemacht hast?
Ich kenne deine Bilanz nicht, aber meine war viele Jahre in einem großen Ungleichgewicht. Ich war getrieben von meiner inneren Stimme und schaffte es kaum, nur ein paar Minuten irgendwo zu sitzen und einfach mal nichts zu tun. Schließlich gab es immer so viele wichtige Dinge zu tun. Ich hetzte nach der Arbeit von Termin zu Termin, von Unternehmung zu Unternehmung und wuppte nebenbei noch irgendwie den Haushalt und was sonst noch so anfiel. Mein schlechtes Gewissen setzte ein, sobald ich kurz zur Ruhe kam und innere Unruhe und Stress wurden meine ständige Begleitung. Für eine kurze Zeit mag das sicherlich funktionieren, auf Dauer ist das für mich aber kein erstrebenswerter Lifestyle mehr. Zu viel Stress (egal ob "positiv" oder "negativ") ist ungesund und kann krank machen.
Wenn dich mal wieder ein innerer "Ich muss..."-Impuls überkommt, kann es helfen zu hinterfragen, woher genau der Gedanke gerade kommt. Möchtest du das gerade tatsächlich tun? Wer sagt dir, dass du das musst? Was passiert, wenn du es nicht (jetzt) tust?
In den meisten Fällen stellte ich für mich fest:
ich muss gar nichts.
Ja, es gibt bestimmte Spielregeln - als Angestellte auf der Arbeit, als Bewohnerin in einer Wohngemeinschaft, als Mensch in einer Gesellschaft. Die meisten Spielregeln sind aber gut auf meine individuellen Bedürfnisse anzupassen. Sofern ich mir das erlaube. Und wenn ich glaube, etwas jetzt sofort erledigen zu müssen, dann liegt es meistens nicht daran, dass es tatsächlich eine überlebenswichtige Angelegenheit ist, sondern eher daran, dass meine inneren Antreiber mich glauben lassen, ich müsste es tun.
Diese fünf inneren Antreiber werden in der Transaktionsanalyse definiert:
1 - "Sei perfekt!"
Perfektionismus, Genauigkeit, Fehlerlosigkeit
2 - "Sei beliebt!"
Harmoniesucht, Freundlichkeit
3 - "Streng dich an!"
Gründlichkeit, Durchhaltevermögen
4 - "Sei stark!"
Stärke, Unabhängigkeit
5 - "Sei schnell!"
Schnelligkeit, Hektik
Wenn dir das nächste Mal ein "Ich muss..."-Gedanke kommt, dann hinterfrage, wieso und weshalb du denkst, das gerade zu müssen und was dein innerer Antrieb ist. Indem du dir darüber bewusst wirst, hast du die Möglichkeit aus deinem Funktionieren-Modus auszubrechen und dir zu erlauben, dass du es gerade nicht musst. Dass du Pause machen darfst. Dass du entspannen darfst. Dass du die Ruhe genießen darfst. Und wenn du etwas nicht nur tun musst, sondern es tatsächlich auch möchtest, dann versuch es statt mit "Ich muss..." mal mit einem "Ich darf...".
Hab's fein, deine Ilaria 🤍